Politiker: Auf- und Absteiger 2016

ANALYSE. Kern, Hofer und Kurz haben sich im Laufe des Jahres zu den wichtigsten Playern entwickelt. Faymann dagegen ist Geschichte, und Häupl muss schauen, ihm damit nicht bald zu folgen.

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ANALYSE. Kern, Hofer und Kurz haben sich im Laufe des Jahres zu den wichtigsten Playern entwickelt. Faymann dagegen ist Geschichte, und Häupl muss schauen, ihm damit nicht bald zu folgen.

Der Wahlsieger des Jahres ist Alexander Van der Bellen. Bei der Kür zum Bundespräsidenten hat er sich gleich zwei Mal durchgesetzt; zunächst bei der Stichwahl im Mai und dann bei der Wiederholung im Dezember. Doch zählt er damit auch zu den großen Aufsteigern des Jahres? Nein: Als Staatsoberhaupt wird er wohl kaum eine entscheidende Rolle spielen können, zu repräsentativ ist das Amt angelegt, zu zurückhaltend dürfte auch Van der Bellen selbst sein. Wirklich wichtig werden könnte er nur im Falle von Nationalratswahlen; sie werden möglicherweise aber erst 2018 stattfinden. Die großen Aufsteiger sind andere:

  • Der unterlegene Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hätte es nur recht sein können, wenn er statt Van der Bellen in die Hofburg eingezogen wäre. Damit wäre er schließlich versorgt gewesen. So aber bleibt er ihm als möglicherweise-viel-besserer-Kanzlerkandidat gefährlich. Der erfolgreichste Freiheitliche der Zweiten Republik ist er jedenfalls schon. Und das lässt naturgemäß auch Blaue zweifeln, ob es klug ist, Strache und nicht ihn die Partei in die nächsten Nationalratswahlen führen zu lassen. Das ist bemerkenswert: Zu Jahressbeginn war Hofer noch bedeutungslos.
  • Die SPÖ hat mit ihrem Vorsitzenden, Kanzler Christian Kern, neuen Mut gefasst: Vielleicht ist die Republik für sie ja doch noch nicht verloren. Als aussichtsreicher Kandidat für die Werner Faymann-Nachfolge hatte er schon lange gegolten. Im Mai konnte er sie antreten. Seither ist ihm nicht alles aufgegangen, er hat aber nach wie vor Chancen, über einen längeren Zeitraum hinweg Regierungschef zu bleiben.
  • In der ÖVP zweifelt niemand mehr daran, dass Sebastian Kurz der letzte Hoffnungsträger der Partei ist. Es liegt nur noch an ihm selbst (und Zugeständnissen, die Länder- und Bündevertreter zu seinen Gunsten machen müssen), ob er als Spitzenkandidat bei der nächsten Nationalratswahl antritt.
  • Ähnlich umworben wie Kurz ist die ehemalige OGH-Präsidentin Irmgard Griss. Dieser Tage soll sie sich entscheiden, wie es nach ihrem Achtungserfolg bei der Bundespräsidenten-Wahl (18,9 Prozent) weitergehen soll: Kurz hätte sie ebenso gerne als Mitstreiterin wie NEOS-Chef Matthias Strolz.

Die Absteiger des Jahres:

  • Damit, dass sie 2016 aus der Politik ausscheiden würden, haben sie wohl nicht gerechnet: Ex-Bundeskanzler und -SPÖ-Chef Werner Faymann kam einem Sturz zuvor, indem er Anfang Mai zurücktrat. Ex-Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) war als Präsidentschaftskandidat ebenso erfolglos wie Ex-Seniorenchef Andreas Khol (ÖVP).
  • Im Jänner galt in der SPÖ noch: Wiens Bürgermeister Michael Häupl schafft an. Immerhin führt er die letzte große Landesorganisation; und immerhin schaffte er mit den knapp 40 Prozent bei der Gemeinderatswahl 2015 unter extrem schwierigen Bedingungen ein viel besseres Ergebnis, als erwartet worden war. Mittlerweile jedoch hat Häupl die Kontrolle über seine Genossen verloren; derzeit versucht er, sie durch Zugeständnisse bei einer Umbildung der Stadtregierung wieder zu gewinnen.

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  • In der ÖVP ist ebenfalls ein Landeschef in Not geraten: Josef Pühringer und seinen Parteifreunden bekommt die Koalition mit den Freiheitlichen in Oberösterreich offensichtlich gar nicht gut. Im Gegenteil, aus heutiger Sicht erscheint es durchaus möglich, dass das einst tiefschwarze Land nach den nächsten Wahlen blau ist.

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