#bpwahl16 Implodierende Sozialdemokratie

ANALYSE. Ein Wahlkampf für Rudolf Hundstorfer existiert nicht. Das sagt viel über den Zustand der Partei aus.

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ANALYSE. Ein Wahlkampf für Rudolf Hundstorfer existiert nicht. Das sagt viel über den Zustand der Partei aus.

Die Flüchtlingskrise macht es natürlich jeder Regierungspartei schwer, eine Wahl zu schlagen. Die Sozialdemokratie tut jedoch alles, um selbst einen Achtungserfolg ihres Präsidentschaftskandidaten Rudolf Hundstorfer zu vermasseln. Wobei weniger Pech, als vielmehr Unvermögen im Spiel ist.

Wie wird ein Präsidentschaftskandidat positioniert? Wer hebt seine Vorzüge hervor? Und wer konzentriert sich darauf, die Schwächen der Mitbewerber deutlich zu machen? Das sind entscheidende Fragen für einen erfolgreichen Wahlkampf. Gestellt hat man sie sich sehr wahrscheinlich auch in der SPÖ; mögliche Antworten umgesetzt hat man dort aber nicht.

„Mit Sicherheit immer für uns“, lautet der Slogan für Hundstorfer. Das klingt vertrauenserweckend. Doch ist es auch vernünftig, das von einer Person zu behaupten, die bis vor wenigen Wochen einer Regierung angehörte, die nur noch von einer kleinen Wählergruppe unterstützt wird?

Man kann es, wenn man das geplante Image entsprechend pflegt. Doch passiert das? Nein: Bis heute hat kein Sozialdemokrat ein leidenschaftliches Plädoyer für Rudolf Hundstorfer abgegeben. Nicht einmal Wiens Bürgermeister Michael Häupl, der schon in so vielen Wahlkämpfen bewiesen hat, dass er das könnte. Dabei wäre nicht nur ein solches Plädoyer nötig, sondern viele; vom Boden- bis zum Neusiedlersee.

Hundstorfer muss sich selber die Boxhandschuhe überstreifen und etwa seinen Mitbewerber Norbert Hofer mit seiner Mitgliedschaft bei der deutschnationalen Burschenschaft Marko-Germania konfrontieren.

Haben die Wahlkampfstrategen darauf vergessen? Sie können jedenfalls nur eine Ausrede dafür liefern: Wie sollen etwa ein Häupl, ein Bundeskanzler Werner Faymann und ein burgenländischer Landeshauptmann Hans Niessl für Hundstorfer werben, wenn sie sich in anderen Fragen, wie der Asylpolitik, in den Haaren liegen? Das geht nicht.

Zumindest aber könnte man einen Bundesgeschäftsführer oder einen Klubobmann fürs „Grobe“, das nun einmal auch Teil eines Wahlkampfs ist, einsetzen. Doch wo sind Gerhard Schmid und Andreas Schieder? Hundstorfer muss sich selber die Boxhandschuhe überstreifen und etwa seinen Mitbewerber Norbert Hofer mit seiner Mitgliedschaft bei der deutschnationalen Burschenschaft Marko-Germania konfrontieren, was naturgemäß seinem Versuch zuwiderläuft, sich als überparteilicher Bundespräsident aller Österreicher zu inszenieren.

Wenn die Partei versagt, könnten zumindest die Gewerkschafter einspringen. Nach außen hin hör- und sichtbar beteiligen sie sich aber nicht am Wahlkampf ihres ehemaligen Präsidenten. 

Wenn die Partei versagt, könnten zumindest die Gewerkschafter einspringen. Erich Foglar, Wolfgang Katzian und Co. laufen aber allenfalls im Verborgenen für Hundstorfer; nach außen hin hör- und sichtbar beteiligen sie sich nicht am Wahlkampf ihres ehemaligen Präsidenten. Womit dessen Chancen weiter schwinden.

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